Blockchain und Wein

Blockchain und Wein

Blockchain ist eine neue Technologie, die Nerd-Herzen höher schlagen lässt und so manchen Banker um den Schlaf bringt. Die technische Basis von Kryptowährungen wie BitCoin oder Ether setzt auf Vertrauen durch Transparenz und Sicherheit durch breite Verteilung der Daten gegenüber versteckten Manipulationen. Mit diesem Vertrauen durch Transparenz und Sicherheit lassen sich Mittelsmänner in den allermeisten Märkten – nicht nur Banken ausschalten. Und das gilt auch für den Weinhandel:

Gute Weine werden längst nicht mehr nur gekauft um sie zum feinen Abendessen mit Freunden zu geniessen. Top-Weine aus guten Jahrgängen und namhaften Weingütern und Regionen sind mittlerweile eine gefragte Anlage. Der Handel dieser sogenannten Bond- oder Anlage-Weine ist ein teures Vergnügen, Flaschenpreise bewegen sich oft oberhalb von mehreren hundert Franken, auch über tausend Franken teure Flaschen sind keine Seltenheit. Um so überraschender erscheint die Tatsache, dass diese Weine oft auf Basis einer guten Geschichte gehandelt werden, die der Verkäufer zu bieten hat. Eine gute Geschichte, die mal mehr, meist weniger objektiv nachprüfbar ist.

Dabei kommt es immer wieder zu bewussten Täuschungen und Betrug. Prominentes Beispiel: Rudy Kurniawan. Der Weinsammler kaufte grosse Mengen minderwertige Burgunder-Weine auf, tauschte das Label gegen edlere, hochpreisige Weine aus und verkaufte sie in Auktionen. Dass er dabei Domaine Ponsot Weine in Jahrgängen anbot, die lange vor dem Start der Produktion von Ponsot-Weinen des Weinguts lagen, wurde ihm letztlich zum Verhängnis.

Dieser und ähnliche Fälle haben das Vertrauen in den Handel mit edlen Weinen auf einen Tiefpunkt fallen lassen. Hoffnung liegt jetzt in der Blockchain, speziell in einer Lösung von Everledger, mit der sich die Herkunft eines Weines zweifelsfrei festhalten lassen soll. Everledger hat sich bereits einen Namen damit gemacht , die Herkunft von Diamanten zweifelsfrei nachvollziehbar zu machen – warum also nicht auch Wein? Gemeinsam mit der Spezialistin für Weinbetrug und Weinfälschungen Maureen Downey (Selbstbeschreibung auf Twitter: Sherlock Holmes of Wine) entstand bei Everledger der Chai-Wein-Tresor. Kern der Methode ist ein digitaler Fingerabdruck, der sich mit der Chai-Methode erstellen lässt und der für jede Flasche eindeutig ist. Dieser Fingerabdruck wird in der manipulationssicheren Blockchain abgelegt und funktioniert als Referenzpunkt für Käuferinnen und Käufer: Über den Chai-Wein-Tresor lässt sich jederzeit die originale Herkunft einer registrierten Flasche abrufen.

Für Sammler hochpreisiger Weine ist die Blockchain ein Segen: Mit jedem Kauf oder Verkauf wird das nötige Vertrauen mitgeliefert, das den Wert von seltenen Weinen erst begründet. Und was im Hochpreissegment beginnt, findet oft seinen Weg zu Weinen, die wir tatsächlich zu einem guten Abendessen geniessen – dann im guten Wissen, tatsächlich einen gut gelagerten Amarone von unserem Lieblingsweingut im Glas zu haben.